Atomkraft auf dem absteigenden Ast

(Bild: BBU)

Wer kennt nicht die Warnungen aus den Kreisen der Union, FDP und AfD, Deutschland gehe einen Sonderweg und werde weltweit nicht mehr ernst genommen, weil der Atomausstieg beschlossene Sache sei.

Ein Blick in den World Nuclear Industry Report 2022, der vor Kurzem vorgelegt wurde, zeichnet ein völlig anderes Bild. Es gibt nur 33 Länder, in denen Atomkraftwerke betrieben werden und die Zahl der Reaktoren ist weiter im Sinkflug. Nach dem Höhepunkt 2018, in dem Jahr wurden weltweit 437 „in operation“ gezählt, sank die Zahl der Reaktoren kontinuierlich, 2022, so listet der Report auf, waren es nur noch 411. Der weltweite Beitrag zur Stromerzeugung sank erstmalig unter 10 Prozent.

„Es lohnt, die Zahlen genauer zu betrachten,“ so die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Denn ohne die Reaktoren, die in China gebaut werden, sehe die Bilanz noch kruder aus. Zwischen 2002 und 2021 gab es 105 Reaktoren, die stillgelegt wurden gegenüber 98 Reaktoren, die neu ans Netz gingen, davon allein 50 in China. Dass es kaum Neubauten gibt, liege auf der Hand: „Die Planungs- und Bauzeiten liegen zwischen 6 und 10 Jahren und die Kosten für einen Neubau explodierten.“ So konnte der Reaktor 3 des finnischen Atomkraftwerks Olkiluoto 13 Jahre verspätet im September auf die volle Leistung von 1600 MW hochfahren, die Kosten waren von 3 auf 11 Milliarden Euro hochgeschnellt.

Der zweite Aspekt, der ins Auge fällt, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, ist die Tatsache, dass Russland den internationalen Markt beherrscht: 20 Reaktoren weltweit werden von der russischen Atomfirma Rosatom errichtet, darunter – trotz des Ukrainekrieges – auch in Ungarn, der Slowakei und der Türkei. 18 europäische Atomkraftwerke sind auf Brennelementlieferungen aus Russland angewiesen.

Der Report, so die BI, ist ein wertvoller Beitrag zur Versachlichung der Atomdebatte.

Quelle: Pressemitteilung (BI Lüchow-Dannenberg)

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