Anti-Atom-Initiativen warnen: Corona hebelt Proteste aus

Grafik: pixabay.com

Das Corona-Virus hat das gesellschaftliche Leben abrupt zu einem fast völligen Stillstand gebracht. Massivste Einschränkungen wurden innerhalb weniger Tage umgesetzt. Versammlungen sind verständlicher Weise nicht mehr erlaubt. Anti-Atomkraft-Initiativen, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Ärzteorganisation IPPNW befürchten, dass ungeachtet der Pandemie der Gronauer Urananreicherer Urenco für kommende Woche am 30./31. März einen neuen Uranmülltransport von der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau zur russischen Atomfabrik Novouralsk plant. Anwohner*innen berichten, dass die benötigten Waggons wieder aus Amsterdam zurück sind – dort wird der Müll verschifft. Und wenn es in diesem Jahr im 3-Wochen-Turnus weiter geht, dann wäre Montag wieder Transporttag.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg unterstützt den Protest: „Es kann nicht sein, dass ausgerechnet die Atomkonzerne Urenco, RWE, EON und Rosatom am Ende von den Corona-Beschränkungen profitieren. Gegenwärtig bleibt uns nur eine eingeschränkte Protestform, diesen Skandal öffentlich zu machen, nämlich Öffentlichkeit herzustellen und online-Petitionen zu unterstützen.“

Diese Atommülltransporte seien ohnehin ein Skandal.

„Man schafft die Abfälle, die nicht im Schacht Konrad gelagert werden dürften, einfach außer Landes. Dafür überraschte die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) die Öffentlichkeit vor kurzem mit dem Plan, auf dem Gelände des einstigen Atomkraftwerks Würgassen ein riesiges atomares Zwischenlager, ein Bereitstellungslager für den Schacht Konrad, zu errichten.“

Hintergrund ist die durchsichtige taktische Überlegung, ein derartiges Sammellager nicht im Umfeld des geplanten Endlagers Schacht Konrad zu errichten, um den Konradgegner*innen keine Klagemöglichkeit gegen das völlig fragwürdige 70er Jahre-Projekt einzuräumen, ein ehemaliges Erzbergwerk als Atommülldeponie nach zu nutzen.

Gegen die Pläne in Würgassen wurde eine online-Petition gestartet: https://www.openpetition.de/petition/online/verhindert-den-bau-eines-atommuelllagers-im-laendereck-nrw-hessen-niedersachsen

Ein weiteres Beispiel, wie trotz der Corona-Pandemie die Behördenmühlen weiter mahlen: Für Ahaus soll vielleicht schon in den nächsten Wochen von der Bezirksregierung Münster die Genehmigung zur verlängerten Atommüll-Lagerung für mittel- und schwachradioaktiven von Ende 2020 bis 2057 (!) erteilt werden. Hier ist die Bezirksregierung (also de facto auch die Landes- und Bundesregierung) auf einmal in erheblichem Vorteil, weil es keine öffentliche Protestmöglichkeiten gibt.

Die olympischen und paralympischen Spiele hingegen wurden auf das Jahr 2021 verschoben. Seit Wochen warnen Atomkraftgegner*innen in Japan und anderswo davor, dass die Olympiade neun Jahre nach dem Tsunami und der Reaktorkatastrophe von Fukushima Normalität suggerieren sollte. Erst die Corona-Pandemie zwang die japanische Regierung und das Internationale Olympische Komitee (IOC) zum Einlenken. Thomas Bach, der deutsche Boss an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees, hatte trotz aller Warnungen noch rumgeeiert. Die Bürgerinitiative Umweltschutz hatte die online-Petition der Ärzteorganisation IPPNW unterstützt und gehörte zu den Mitunterzeichnern und Geldgebern einer Anzeige in einer großen deutschen Tageszeitung.

(Pressemitteilung: Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg vom 25. März 2020)

https://www.bi-luechow-dannenberg.de/

https://www.openpetition.eu/petition/online/keine-olympischen-wettbewerbe-in-radioaktiv-kontaminierten-regionen    

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